60 Jahre und kein bisschen müde

16.08.2019 - Wie lange kann eine Pumpe Dienst leisten? Auf diese Frage können die Aktiven der Feuerwehr Kösching eine Antwort geben, die für Erstaunen sorgt: 60 Jahre. Denn genau so alt ist die sogenannte Tragkraftspritze TS 8/8, die zur Wasserförderung über lange Schlauchstrecken verwendet wird. Trotz des hohen Alters und dank guter Pflege läuft das Gerät noch tadellos. …



Stellt man die Tragkraftspritze (TS) der Feuerwehr Kösching neben deren Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF), prallen zwei Welten aufeinander: Während das imposante HLF erst vor wenigen Monaten in Dienst gestellt wurde und viele seiner Gerätschaften per Knopfdruck gestartet werden, ist bei der 60 Jahre älteren TS noch Muskelkraft gefragt. So muss der eingebaute Käfer-Motor dieser tragbaren Pumpe noch mit einer Handkurbel angeworfen werden. „Viele Anläufe braucht es dabei nicht.“, wie Gerätewart Christian Ampferl einwendet. „Nach spätestens drei Umdrehungen springt sie an.“

Die Firma Bachert lieferte die Tragkraftspritze im Jahre 1959 an eine Freiwillige Feuerwehr in Mittelfranken. 17 Jahre später kaufte sie der Markt Kösching - zusammen mit dem dazugehörigen Anhänger - für seine Stützpunktfeuerwehr. Das Bild wurde zum Ende der 1970er Jahre aufgenommen.

Die TS 8/8 im Einsatz: Am 30. März 1980 - dem Palmsonntag - wurde die Feuerwehr Kösching zu Pumparbeiten in die Untere Marktstraße gerufen. Die Feuerwehrleute trugen damals noch schwere Schutzanzüge aus Leder.

Dieser Unimog diente als Zugfahrzeug für den Tragkraftspritzenanhänger, in welchem die Pumpe verladen war. In seinem ''ersten Leben'' stand der geländegängige Lkw im Dienst der Bereitschaftspolizei. In Kösching erhielt er die standesgemäße feuerrote Lackierung und wurde auf die Bedürfnisse der Feuerwehr angepasst.

Wer jetzt denkt, dass die Tragkraftspritze als Ausstellungsstück im Museum fungiert, der täuscht sich. Trotz ihres hohen Alters gehört das „gute Stück“, wie es Kommandant Jürgen Meier nennt, zum Gerätepark der Stützpunktwehr. „Sie kommt zwar heutzutage nicht sehr häufig zum Einsatz, aber bei der Wasserförderung über lange Schlauchstrecken ist sie unverzichtbar.“, wie der Kommandant anmerkt. Sollte es nämlich fernab von Hydrantennetz und Gewässern zu einem Feuer kommen, wird die TS zum Weiterpumpen des Wassers benötigt. Bei zurückliegenden Großübungen – wie etwa am Dürrnhof und bei Gut Hellmannsberg – hat sie diesen wertvollen Dienst zur vollsten Zufriedenheit erledigt.

Dass die Tragkraftspritze sechs Jahrzehnte lang im Einsatz steht, hätte man sich vermutlich 1959 nicht träumen lassen. In diesem Jahr wurde die Pumpe nämlich bei der Firma Bachert in Bad Friedrichshall gebaut und an eine Freiwillige Feuerwehr in Mittelfranken geliefert. In einem sogenannten Tragkraftspritzenanhänger verladen, tat sie dort bis 1976 ihren Dienst, ehe der Markt Kösching dieses Ensemble zum Preis von rund 2.500 D-Mark kaufte. Welchen Zweck Anhänger und Pumpe erfüllen sollen, wurde im Jahresbericht vom damaligen Kommandanten Thomas Huber deutlich: „Sie ist eine wesentliche Ergänzung des Feuerschutzes in Kösching. Sollte ein auswärtiger Einsatz der LF 16 (Anmerkung: Löschgruppenfahrzeug) notwendig sein, dann steht die Spritze als Reservelöschgerät zur Verfügung.“

Als Zugfahrzeug diente übrigens ein ebenfalls gebrauchter Mercedes-Unimog, der in seinem „ersten Leben“ grün lackiert und bei der Bereitschaftspolizei stationiert war. Die Köschinger Floriansjünger hatten den geländegängigen Lkw mit dem standesgemäßen feuerroten Farbton versehen und auf ihre Belange angepasst. Zeitweise war in dem Kofferaufbau auch der erste hydraulische Rettungssatz mit Spreizer und Schneidgerät verladen. Als man den Unimog 1983 an die Ortsteilwehr Kasing abgab, verblieben der Tragkraftspritzenanhänger und die Pumpe dennoch als „Lösch-Reserve“ in Kösching. Trotz einem Dasein auf dem „Abstellgleis“ war die Tragkraftspritze hin und wieder im Einsatz – wie etwa bei einem kuriosen Vorfall am 4. Mai 1986: Die Feuerwehr Kösching unterstützte die Polizei bei der Suche nach einer Tatwaffe. So wurde der „Ambergerweiher“, in welchem eine Pistole vermutet wurde, über acht Stunden mit mehreren Pumpen trockengelegt.

Sie sind stolz auf die 60 Jahre alte Tragkraftspritze: Kommandant Jürgen Meier, Gerätewart Christian Ampferl und Vize-Kommandant Markus Würzburger (von links). Die Pumpe wird heute auf einem selbstgebauten Rollwagen mitgeführt und kommt noch immer zum Einsatz.

Als am 5. September 2009 der neue Gerätewagen-Logistik eintraf, sollte der zweite Frühling für das „gute Stück“ anbrechen. „Der Beladeplan für dieses Fahrzeug beinhaltet nämlich unter anderem 2.000 Meter Schlauchmaterial und eine tragbare Pumpe.“, wie Kommandant Jürgen Meier erklärt. Gerätewart Christian Schöpfl ergriff daher die Initiative und zerlegte die historisch anmutende Pumpe in ihre Einzelteile, um sie aufwendig zu restaurieren. Nach Hunderten Arbeitsstunden war die „Stunde der Wahrheit“ gekommen: Springt sie an? Ja! Nach dreimaligem Kurbeln heulte der unverwüstliche Motor auf und der erste Saugbetrieb verlief ohne Probleme. „Seither hat uns die Tragkraftspritze noch nie im Stich gelassen.“, wie Kommandant Jürgen Meier betont. Auf die Frage, wann sie ersetzt wird, kommt daher eine klare Aussage des Kommandanten: „Bis sie ihren Dienst versagt.“ Somit wird die (vermutlich) älteste, noch im Dienst befindliche Tragkraftspritze im Landkreis Eichstätt, noch einige Betriebsstunden leisten.