Feuerwehr im Homeoffice?

05.04.2020 - Ausbildung im Homeoffice? So einfach hat es die Feuerwehr Kösching leider nicht. Bedingt durch die Corona-Krise bleiben die wöchentlichen Schulungsabende derzeit komplett aus. Doch keine Sorge – die ehrenamtlichen Brandschützer sind sehr gut auf etwaige Ernstfälle vorbereitet. Bewiesen wurde dies nicht nur bei den jüngsten Einsätzen, sondern auch bei den zurückliegenden Übungen. …



Ob der Stachus in München oder der Rote Platz in Moskau – weltweit sind die üblicherweise stark frequentierten Plätze beinahe menschenleer. Gleiches gilt auch für das Gerätehaus der Feuerwehr Kösching: Nur im Alarmfall oder zur Gerätewartung halten sich dort die Aktiven auf – mit ausreichend Abstand versteht sich. Ausbildungsveranstaltungen finden derzeit nicht statt. Ganz anders sah es noch vor wenigen Wochen aus – wie an einem Freitagabend Anfang Januar: Um Punkt 19.30 Uhr hatten sich 38 Männer und Frauen in kompletter Schutzkleidung in der Fahrzeughalle eingefunden. „Wer fährt die Löschfahrzeuge? Wer besetzt die Gruppenführerpositionen?“ – zügig hatte Übungsorganisator Stefan Armbruster die Mannschaft eingeteilt und ihnen das Szenario mitgeteilt: „Verkehrsunfall, mehrere Personen eingeklemmt“.

Das Szenario einer Einsatzübung Anfang Januar: Zwei Pkw waren miteinander kollidiert. Bei dem ''Aufprall'' wurden mehrere Personen eingeklemmt.

Ordnung ist das A und O: Damit die Einsatzkräfte alle notwendigen Geräte schnell zur Hand haben, werden Spreizer, Schere und Co. auf Bereitstellungsplanen abgelegt. Selbstaufgemalte Piktogramme sorgen dafür, dass jeder Gegenstand immer an der gleichen Stelle liegt.

''Zur Personenrettung vor'' - Christine Porschert, Anna Huber und Jonas Metzler (von links) entfernen mit einem Spreizer die Beifahrertür des blauen Pkws.

Die Übung aus der Vogelperspektive: Zum Ausleuchten der fiktiven Einsatzstelle werden die ausfahrbaren Lichtmasten der beiden Hilfeleistungslöschfahrzeuge sowie Stative mit Scheinwerfern verwendet.

Mit einem Spineboard wird die ''verletzte'' Person aus dem silbernen Kombi gerettet. Die Befreiung erfolgte dabei über den Kofferraum.



„Mehr wissen wir im Moment nicht.“, stellte Einsatzleiter und Kommandant Jürgen Meier fest, als sich der Rüstzug seinen Weg durch Köschings Straßen bahnte. Auch in der „Wirklichkeit“ bekommen die ehrenamtlichen Helfer nur ein Stichwort und die Schadensstelle mitgeteilt. „Alles andere erfahren wir erst vor Ort.“, so Meier.
An diesem Abend hatte es die Mannschaft mit einem nachgestellten Zusammenprall zweier Pkws zu tun. Nach einer ersten Lageerkundung wurden zwei Abschnitte gebildet. So kümmerte sich die Besatzung des ersten Löschfahrzeuges um die Personenbefreiung aus einem silbernen Kombi. Währenddessen war das Team des nachfolgenden Fahrzeugs mit derselben Aufgabe bei einem blauen Kleintransporter betraut.

In Windeseile wurde der Unglücksort taghell ausgeleuchtet, die beiden Unfallwagen stabilisiert und alle notwendigen Gerätschaften bereitgestellt. Mit Spreizer und Schneidgerät galt es, die „Verletzten“ – dargestellt von Übungspuppen – zu befreien. „Ein besonderes Augenmerk lag auf der schonenden Rettung der Eingeklemmten.“, wie Gruppenführer Nico Binder rückblickend erzählte. Hierfür verwendete man sogenannte Spineboards, auf denen Verletzte mit einem speziellen Gurtsystem befestigt werden können. Bewegungen der Wirbelsäule werden dadurch ausgeschlossen. Dass die Rettung nicht nur schonend, sondern auch schnell gelang, machte ein Blick auf die Uhr deutlich: Bereits nach knapp 30 Minuten war der letzte Dummy gerettet und die Übung damit beendet.

Wie bei allen anderen Einsatzübungen gab es auch bei dieser simulierten Karambolage Zuschauer: Organisator Stefan Armbruster hatte die einzelnen Handgriffe genauestens unter die Lupe genommen. Sollte es Verbesserungen geben, werden diese bei der abschließenden „Manöverkritik“ durchgesprochen. In diesem Fall gab es jedoch keinen Grund für Beanstandungen. „Alles top gelaufen“, drückte sich Armbruster anerkennend aus.

Nach der schweißtreibenden Rettungsaktion und dem Verstauen der Gerätschaften, hatten sich die Übungsteilnehmer eine Brotzeit redlich verdient. Denn auch das gehört zu einer Freiwilligen Feuerwehr: das Zusammensitzen und „Ratschen“ nach Übungen. Für viele Aktive stellt der gemeinsame Austausch untereinander den entspannten Abschluss einer oftmals hektischen Arbeits- oder Schulwoche dar.

Ohne Frage: Das Corona-Virus hält die Welt in Atem – so auch die Hilfskräfte. Doch auch wenn der Ausbildungsbetrieb derzeit ausbleibt: die Feuerwehr Kösching ist nach wie vor rund um die Uhr einsatzbereit. Möglich macht dies eine wahnsinnig tolle Mannschaft, die mit viel Engagement und Kameradschaft diese schwierige Zeit meistert.