17.10.2020 - Moderne Ausbildungsmethoden und Fahrzeuge sowie zukunftsorientierte Strategien machen die Feuerwehr Kösching zu einer fortschrittlichen Hilfsorganisation. Dass den Floriansjüngern ihre Geschichte dennoch am Herzen liegt, bewiesen sie abermals durch die Renovierung ihrer Standarte. In frischen Glanz gehüllt, wurde das 69 Jahre alte Aushängeschild kürzlich gesegnet. …
Eine Vereinsfahne an der Einsatzstelle? Während Feuerwehrleute heutzutags befremdliche Mienen hierfür ernten dürften, war ein solcher Anblick vor über 100 Jahren nicht nur gang und gäbe, sondern absolut notwendig. Denn die oftmals mit Laternen versehenen Tücher kennzeichneten den Standort der Einsatzleitung und des Sanitätsdienstes an den Brandstellen. Dass dies auch in Kösching so gehandhabt wurde, beweist unter anderem ein Chronik-Eintrag über die Generalversammlung vom 25. März 1911, als über das bevorstehende 40-jährige Jubiläum beratschlagt wurde: „Anbei soll in nächster Zeit eine neue Standarte, welche zugleich als Feuerflagge dienen soll, geschaffen werden und der Tag der Weihe der 3. September mit dem Jubiläum verbunden.“
In den Folgejahren wandelte sich der Verwendungszweck der Standarten vom Kennzeichnungssymbol bei Einsätzen hin zum Vorzeigeobjekt bei repräsentativen Anlässen. So wurde in den Geschichtsbüchern der Köschinger Wehr mehrmals vermerkt, dass die von Frau Revierförster Bauer gestickte Standarte von 1921 bei zahlreichen Stiftungsfesten oder Jahrtagen mitgeführt wurde.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 schwanden derartige Ereignisse, bis sie gänzlich ausblieben. Letztendlich wurde das Auftreten mit Vereinsfahnen und -standarten von den Machtinhabern strengstens verboten.
Einhergehend mit dem Wiederaufbau des Feuerlöschwesens nach den Schrecken der Nazi-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges wurde auch das Vereinsleben der Floriansjünger hochgefahren: Zur Feier ihres 80-jährigen Bestehens im Juli 1951 bot die Köschinger Wehr das Bild einer wiedererstarkten Feuerwehr. Im Rahmen des zweitägigen Festes wurde auch eine neue Standarte gesegnet. Mit den Abbildungen des Heiligen Sankt Florian, der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und des Marktwappens verziert, wurde sie 16 Jahre lang stolz bei allen erdenklichen Anlässen vorangetragen. Als 1967 eine große Vereinsfahne beschafft wurde, rückte sie jedoch ins „zweite Glied“ und zierte über viele Jahre den Aufenthaltsraum im Gerätehaus.
Trotz ihrem „Ruhestand“ hatte der Zahn der Zeit arg an dem einstigen Aushängeschild genagt, weshalb eine grundlegende Sanierung beschlossen wurde. Rund zehn Monate befand sich das Schmuckstück hierzu in der Obhut der Firma Fahnen Kössinger, die dem knapp 70 Jahre alten Schmuckstück zu neuem Glanz verhalf.
Von der Spitze bis zur letzten Stickerei aufgefrischt, wollten die Köschinger Wehrleute ihre Standarte im Rahmen des Floriansfestes Ende April 2020 erneut segnen lassen. Die Corona-Pandemie durchkreuzte jedoch diesen Plan, wodurch die Traditionsveranstaltung abgesagt und die Weihe auf Mitte Oktober verschoben werden musste. Beim „zweiten Anlauf“, dem leider nur ein Bruchteil der Wehrleute beiwohnen konnte, verwies Kaplan Dr. Peter Stier auf die unverzichtbaren Dienste, welche die Feuerwehren auch im christlichen Sinne der Nächstenliebe und dem Leitspruch auf der Standarte „Gott zur Ehr´ – dem Nächsten zur Wehr“ leisten. Einhergehend mit dem Segen stellte der Geistliche das historische Aushängeschild wieder offiziell in den Dienst der Feuerwehrmänner und -frauen.
Einen großen Beitrag hierzu haben zahlreiche Mitglieder durch ihre Spenden sowie die Marktgemeinde Kösching durch einen großzügigen Zuschuss geleistet, wie Vorsitzender Christian Wittmann hervorhebt: „Herzlichen Dank für diese großartige Unterstützung, die dazu beigetragen hat, ein Stück Feuerwehrgeschichte zu erhalten.“ Dass diese künftig gut aufgehoben ist, dafür sorgte Feuerwehrmann und Schreinermeister Alfred Amann, der für die sanierte Kostbarkeit einen Schaukasten anfertigte. Dort wartet die Standarte nun auf ihren nächsten Gebrauch – zu repräsentativen Zwecken natürlich und nicht wie vor über einhundert Jahren üblich bei Löscheinsätzen.