Zwischen Pandemie, Einsatzhoch und Jubiläum

22.01.2022 - Heimischer Bildschirm statt voll besetztem Saal: Aufgrund der Corona-Pandemie fand die diesjährige Generalversammlung der Feuerwehr Kösching erneut auf virtuellem Wege statt. Den Zuhörern konnte dennoch ein umfassender Einblick über das letzte Jahr gegeben werden – untermauert mit beachtlichen Zahlen und zwei Eigenschaften, die von den Wehrleuten gelebt werden. …



Sei es das Ausrücken mit Maske oder das Üben mit ausgearbeiteten Konzepten – wie in allen anderen Lebensbereichen ist auch der Dienstbetrieb bei der Feuerwehr Kösching aufgrund der Corona-Pandemie stark eingeschränkt. Doch so beherrschend dieses Thema nach wie vor ist, in den Ausführungen von Kommandant Jürgen Meier an der jüngsten Generalversammlung tauchte das Virus mit den einhergehenden Herausforderungen lediglich als Randnotiz auf. Schließlich konzentrierte sich der Chef der Köschinger Wehr auf die Leistungen seiner Mannschaft.



















Dass diese enorm waren, legte Meier den Zuhörern vor den heimischen Bildschirmen mit eindrucksvollen Zahlen dar. So mussten die ehrenamtlichen Brand- und Katastrophenschützer im vergangenen Jahr zu 131 Einsätzen ausrücken. Dass diese nicht vielfältiger hätten sein können, belegte der Kommandant anhand einiger Beispiele wie einer Massenkarambolage auf der Autobahn mit 65 verwickelten Fahrzeugen, einem Dachstuhlbrand im Ortskern, mehrerer Gefahrstoffaustritte in den Umlandgemeinden oder der mehrtägigen Unterstützung bei der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz. Selbst bei einer Razzia der Polizei wurden die Wehrleute angefordert. Dass sich hinter den Alarmierungen stets Schicksale verbergen, bezeugen unter anderem zwölf Personenrettungen über die Drehleiter sowie die Zahl von 23 Menschen, die erstversorgt, betreut oder aus Notlagen befreit werden mussten. In vier Fällen kam leider jede Hilfe zu spät.
Kritische Töne schlug der Kommandant an, als er an einen Verkehrsunfall Mitte September erinnerte, bei welchem die sechs Verunfallten aufgrund ausgelasteter Kapazitäten nicht in den umliegenden Krankenhäusern untergebracht werden konnten. Dass angesichts derartiger Vorfälle Kliniken dezimiert werden sollen, veranlasste Meier zu einem Appell: „Mit der Gesundheit darf niemals gespielt werden. Ich hoffe, dass die politischen Entscheidungsträger in Ruhe agieren und wohlwollend für die Bevölkerung entscheiden.“
Nach einem turbulenten Jahr mit 11.934 Dienststunden sind die Blicke weiterhin nach vorne gerichtet, wie Jürgen Meier anhand einiger Stichpunkte festmachte. So wirken die Floriansjünger derzeit an der Beschaffung eines Wechselladerfahrzeuges, der Ausweitung des Sirenennetzes für die Bevölkerungswarnung und dem weiteren Ausbau eines Übungszentrums. In Richtung der Marktverwaltung mahnte er an, dass die Findung eines Standortes für ein neues Gerätehaus nicht aus den Augen verloren werden dürfte: „Dies muss aktiv vorangetrieben werden.“

Um für all diese Aufgaben gewappnet zu sein, bedarf es einer soliden Kameradschaft, welche im Feuerwehrverein gepflegt wird. Dass dort alles in geordneten Bahnen verläuft, davon überzeugte nicht nur Schriftführerin Theresa Heckl in ihren mustergültigen Ausführungen, sondern auch Kassier Christian Liebhard, der von einem Plus bei den Finanzen berichten konnte.

Von einem „Paukenschlag“ sprach Vorsitzender Christian Wittmann in Erinnerung daran, dass das zurückliegende Jubiläumsjahr mit der coronabedingten Absage des großen Festwochenendes begonnen hatte. Voll Stolz berichtete Wittmann, dass man sich davon jedoch nicht entmutigen ließ: „Statt den Kopf in den Sand zu stecken, haben wir nach Lösungen gesucht und ein großartiges Jubiläum mit mehreren kleineren Veranstaltungen auf die Beine gestellt.“ So wurde die renovierte Vereinsfahne während eines liebevoll gestalteten Gottesdienstes gesegnet, den verstorbenen Mitgliedern in einem würdevollen Rahmen gedacht und die traditionsreiche Historie am 150. Geburtstag der Wehr erlebbar gemacht.
Auch bei vielen weiteren Aktionen bewiesen die Köschinger Floriansjünger, wofür sie weithin bekannt sind: Zusammenhalt und Kreativität. Während andere Vereine Termine gänzlich absagten, organisierten die Wehrleute ihre letzte Generalversammlung und das traditionelle Starkbierfest auf virtuellem Wege, stellten einen Christbaum in aller Stille auf und fanden Wege, um ihren Mitgliedern zu freudigen Anlässen zu gratulieren. Neben der Teilnahme an einem Festaktakt zum 150. Geburtstag des Patenvereins Hepberg hob der Vereinschef die Teilnahme an der Movember-Aktion hervor, bei der sich viele Wehrleute einen Schnurrbart zulegten und damit auf die Männergesundheit aufmerksam machten. Eine stattliche Spendensumme konnte hierbei an den Freundeskreis der Klinik Kösching übergeben werden.
Dass so viel Engagement und Ideenreichtum Anerkennung findet, machte Wittmann an einer stetig wachsenden Mitgliederzahl, die derzeit bei 624 Personen liegt, deutlich.

Damit dieser Trend weiterhin bestehen bleibt, dafür sorgt die Jugendfeuerwehr, die derzeit knapp 30 Mädchen und Jungen zählt. Trotz abgeblasenem Kreisjugendfeuerwehrtag, ausbleibendem Zeltlager und einem Zwischenstopp beim Übungsbetrieb ist nichts von Resignation in der Nachwuchsschmiede der Wehr erkennbar – ganz im Gegenteil: Als „Meilensteine“ der letzten zwölf Monate stellte Jugendwart Michael Remmers neben 34 Übungen die Zwischenprüfung zur Grundausbildung und den Ausbau des Jugendraumes heraus. Unnachgiebig rührte Remmers zum Ende seiner Ausführungen die Werbetrommel: „Wir bieten ein starkes Programm. Interessierte sind jederzeit willkommen.“

Einen digitalen Dank richtete Bürgermeister Ralf Sitzmann in einem Grußwort an Köschings Feuerwehrleute, ebenso wie Kreisbrandrat Martin Lackner. Der oberste Brandschützer des Landkreises Eichstätt hob den enormen Einsatz aller Hilfskräfte bei der zurückliegenden Hochwasserkatastrophe im rheinland-pfälzischen Ahrtal hervor, womit er das Wort an ganz besondere Gäste weiterreichte: Unter den 85 Zuhörern der Online-Generalversammlung befand sich nämlich auch eine Delegation der Freiwilligen Feuerwehr Altenahr. Deren Wehrleiter Stefan Knieps bedankte sich in sehr herzlichen Worten bei den „Freunden aus Bayern“ für die vielfältige Hilfe und erzählte, wie der Dienstbetrieb ein halbes Jahr nach der verheerenden Flut aufrechterhalten wird. Sichtlich bewegt und mit den Worten „Feuerwehrkameradschaft gilt über die Grenzen Bayerns hinaus.“, lud Vorsitzender Christian Wittmann zu einem Wiedersehen nach Kösching ein – zu einem freudigen Anlass und nicht auf digitalem Wege.