Das neue Jahrhundert war angebrochen und stellte die Köschinger Wehr vor so manche Herausforderung... vor allem bei verheerenden Bränden. Als weitere herausragende Ereignisse gelten unter anderem zwei Stiftungsfeste und der Ankauf einer sogenannten "Motorspritze". Im dritten Teil unserer Chronik durchleuchten wir die Zeit von 1900 bis zum Ende der 20er Jahre...
Völlig unerwartet gab Vorsitzender Josef Burgmaier seinen Rücktritt an der Generalversammlung 1903 bekannt. Burgmaier übte dieses Amt 32 Jahre - also seit Bestehen der Wehr - aus. Zum neuen Vorstand wurde Max Burgmaier gewählt. Dessen Amtszeit dauerte aber nicht all zu lange an - bereits drei Jahre später übergab Burgmaier das Amt an Max Heidl.
Mehrere Brände hielten die Köschinger im Jahre 1906 in Atem: Nach dem Feuer auf dem Anwesen des Ökonomen Sebastian Appel am 14. März wurde nur drei Tage später erneut Alarm geschlagen! Diesmal stand der Stadel von Sebastian Liepold in Flammen.
Ein Feuer - welches mit einer Kerze gelegt wurde - konnte auf dem Anwesen des "Schmelzerbauern" noch rechtzeitig entdeckt werden. Danach wurde es wieder ruhiger im Markt.
Bereits im Jahre 1909 standen wieder Wahlen an. Zum neuen Kommandanten wurde dabei Josef Amann von den Mitgliedern bestimmt. Seinem Vorgänger Alois Hierdegen wurde der Rang des "Ehren-Commandanten" verliehen.
Durch "Feuerlärm" wurde Köschings Einwohnerschaft am Palmsonntag, den 29. März aus dem Schlaf gerissen. Gegen halb 4 Uhr morgens entstand im Anwesen des Martin Schlagenhaufer ein Feuer, das sich bald zu einem Großbrand entwickelte. Der damalige Schriftführer Martin Alzinger hielt fest...
"In schauriger Weise loderten die gewaltigen Flammen gegen den nächtlichen Himmel und erhellten mit ihrem Scheine den ganzen Markt.
Unsere Wehrmänner, sowie mehrere Nachbarwehren waren raschestens an der Brandstätte erschienen und arbeiteten in aufopfernden Weisen an dem Rettungswerke, welchem Umstande es zu verdanken ist, daß das gesamte Vieh, Möbeln usw. geborgen und das Feuer auf seinen Herde beschränkt wurde.
Obige Brandstätte war früher das alte Rathaus, welches vor 300 Jahren erbaut wurde und im Vorjahre von Herrn Schlagenhaufer mit nicht geringem Kostenaufwande innen und außen gänzlich neu renoviert wurde."
In der Chronik der Köschinger Feuerwehr wurde am 25. März 1911 vermerkt: "Die Errichtung eines Sanitätstrupps mit einer Tragbahre wurde genehmigt". Die Sanitäter waren also zunächst Teil der Feuerwehr. Eine selbstständige Organisation wurden sie erst 1926 als Sanitätszug und 1930 als Kolonne.
Am 1. Oktober 1918 lieferte die Firma Leitholzin aus Regensburg eine zweite Schubleiter. Nur zwei Tage nach dem Kauf überzeugte man sich - im Rahmen einer "Schlußübung" über den Einsatzwert des neuen Gerätes.
Mit Albert Sailer wurde 1919 ein neuer Vorsitzender gefunden.
Auch in den Folgejahren mussten die Floriansjünger immer wieder zu Bränden - meist auf landwirtschaftlichen Anwesen - ausrücken. Über einen Brand auf dem Hellmannsberghof wird dabei ziemlich ausführlich berichtet:
"Am Donnerstag den 16. September 1920 nachmittags 5 Uhr, bemerkte man das Aufsteigen gewaltiger Rauchwolken, das auf den Brand eines umfangreichen Komplexes schließen ließ. Es stand der Hellmannsbergerhof, Herrn Michl Harsch gehörig, in Flammen. Sämtliche Stadel u. Stallgebäude sind ein Opfer des gefräßigen Elementes geworden. Das Wohnhaus, sowie das ehemaligeBrennhaus , im welchen schon 6 Dachsparren sehr stark angebrannt waren, konnten Dank der aufopfernden Bemühungen der Feuerwehren von Kasing, Kösching, sowie Oberdolling, Theißing, Demling und eines Zuges von Ingolstadt gerettet werden.
Die Baumannsfahrnisse, bis auf 8 Fuhrwägen konnten größtenteils geborgen werden, wie auch eine Dampfdresch-Garnitur und sämtliches Vieh aus dem Riesenfeuerherd in Sicherheit gebracht werden konnte. Zum großen Glück stand den Feuerwehren genügend Wasser aus der im Eggen-Quellengrund liegenden, zum Gutshof gehörenden Wasserleitung zur Verfügung, denn ohne diesen Umstand wäre wohl das gesamte Gut restlos verloren gewesen.
Herrn Horsch, der am selbigen Tage früh mit seiner Frau nach Würzburg gereist war, erwächst durch das Brand-Unglück ein Schaden, der auf cira 1 Billion Mark geschätzt werden dürfte.
An der Brandstätte, befand sich auch Herr Oberamtmann Karner ein. Über die Entstehungsursache herrscht noch Unklarheit. So erfreulich es auf der einen Seite ist konstatieren zu können wie hilfsbereite Menschen ihren Nächsten im Unglück nicht allein lassen und an ihm das Werk der Nächstenliebe üben, in demselben Grade verabscheuungswürdig ist es feststellen zu müßen, daß erbärmliche diebische Schurken das Brandunglück als Gelegenheit zur Ausübung ihrer ganz gemeinen Handlungsweise benützten.
Nachdem das Wohnhaus in großer Gefahr stand, gleichfalls vom Feuer ergriffen zu werden, begann man mit der Räumung desselben, wobei jene edle Garde, die mit dem Sack zum Löschen geht, in schamlosester Weise namentlich Wäsche auf diebische Art sich zu eigen machte. Die Allgemeinheit erleidet durch die große Menge verbrannten Getreides einen nicht zu unterschätzenden Verlust."
Ihren 50. Geburtstag feierte die Freiwillige Feuerwehr 1921. Den Auftakt der Feierlichkeiten bildete dabei ein großer Zapfenstreich mit Fackelzug am 20. August 1921. Diesem schloss sich die Ehrung langjähriger Mitglieder an.
Das "eigentliche Fest" fand am daruffolgenden Tag statt. Nach dem Weckruf um 6 Uhr morgens konnten zahlreiche Feuerwehren und Vereine in Kösching begrüßt werden. Nach dem Kirchgang demonstrierte die "Jubelwehr" bei Schauübungen ihre Schlagkraft. "Dank den flotten Kommandos des unerschrockenen Kommandanten Josef Amann fiel die Kritik zur vollsten Zufriedenheit aus" beschreibt der Chronist die Geschehnisse.
Nach Eintritt der Dunkelheit wurde zum Abschluss des Festes ein Feuerwerk abgebrannt.
Am 8. Juli 1923 fand erneut ein 50jähriges Stiftungsfest in Kösching statt. Hierbei handelte es sich jedoch nicht etwa um die Wiederholung der eigenen Feier von vor zwei Jahren! Diesmal konnte der Bezirksfeuerwehrverband seinen runden Geburtstag feiern.
Neben dem "obligatorischen" Festzug und einem Gottesdienst durfte auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen! Das Mittagessen weckte jedoch den Unmut einiger Feuerwehrmänner. So findet sich in der Chronik folgender Vermerk:
"Bei Gastwirt Burgmaier speisten die hohen Herren der Feuerwehr im Nebenzimmer, während die scheinbar 2. Rangklasse sich im Gastzimmer bzw. im Saale zusammenfand, wo über diese Erscheinung manches Wort des Unwillens laut wurde und auch mit Recht; denn es gibt, oder soll es nicht geben in der Feuerwehr keinen Standesunterschied laut Spruch "Einer für alle, alle für einen!"
Am Nachmittag fand dann die "Besichtigung der Wehr Kösching" statt. Zur damaligen Zeit wurde - neben dem Beherrschen der Gerätschaften - vor allem auf das Exerzieren und Marschieren Wert gelegt. Bei einer "Angriffsübung" zeigte sich die Mannschaft von ihrer besten Seite, so dass die Wehr um Kommandant Amann von allen Seiten Lob bekam.
Nach Beendigung des Dienstes kam der gemütliche Teil zur Geltung. Bei Musik herrschte dabei ausgelassene Stimmung. Apropos "Unterhaltung": An die engagierte Kapelle musste die stolze Gage von 1.640.000 Mark entrichtet werden. Dieser immens hohe Betrag ist nicht etwa auf spezielle musikalische Darbietungen, sondern auf die herrschende Inflation zurückzuführen.
Der Abschluss der Feierlichkeiten wurde durch den Ruf "FEUER!" gestört: Im Stadel des Anwesen Burgmaier war ein Brand ausgebrochen, welcher durch die Wehren aus Kösching, Lenting, Hepberg, Kasing, Demling, Stammham, dem Motorspritzenzug Ingolstadt sowie der Bezirksmotorspritze bekämpft wurde.
Die "Löwenarbeit" wurde jedoch durch die Köschinger geleistet, merkte der Chronist in seinen Ausführungen an.
Am Abend des 18. August 1923 schallte wieder der grausige Ruf "Feuer!" durch den Markt. Durch hellen Feuerschein wurde angenommen, dass das Gut Hellmannsberg in Flammen stünde. Wie sich schnell herausstellte, handelte es sich bei dem Feuer um einen Großbrand in Oberoffendorf. Die Köschinger Wehr konnte somit wieder einrücken - für´s Erste:
"19. August 23:
Die Gemüter hatten sich etwas beruhigt und alles lag im tiefsten Schlafe, als morgens 1.15 Uhr das Läuten sämtlicher Glocken unserer Pfarrkirche andeutete, daß im Markte das gefräßige Element am Werke sei.
Eine Remise des Lohbauern (Martin Schöberl) war in Brand geraten und war es der raschen und energischen Arbeit der freiw. Feuerwehr zu danken, daß der angebaute, mit der Ernte vollgestopfte Stadel den entfesselten Gewalten entrissen wurde.
Bei diesem Feuer kam auch die Motorspritze des Bezriks Ingolsdat, welche zu diesem Zeitpunkt in Kösching stationiert war, zum ersten Mal zum Einsatz. Die Bedienung des - für damalige Verhältnisse - hochmodernen Geräts oblag dem Mechaniker Magnus Kastl.
Am 16. November 1924 wurde Vorsitzende Albert Sailer zum Bezirksfeuerwehrvertreter für den Bezirk Ingolstadt Land gewählt.
Auch in der Köschinger Wehr selbst gab es eine personelle Veränderung: Georg Braun bekleidete ab Februar 1925 das Amt des Kommandanten. Zusammen mit Vorstand Albert Sailer stellte der neue Kommandant noch im selben Jahr einen Antrag an die Gemeinde Kösching zum "Ankauf einer neuen Motorspritze". Das zweiseitige Schreiben hierzu haben wir auf dieser Seite "abgedruckt".
Die neue Magirus-Motorspritze "Danubia" traf am 2. November 1929 in Kösching ein.
Nach einer ersten Unterweisung in die Bedienung konnte die neue "Spritze" tags darauf offiziell an die Wehr übergeben werden. Natürlich wurde die neueste Errungenschaft bei einer Übung ausgiebig getestet.
"In allen Leistungen zeigte sich die Löschmaschine als ein ganz hervorragendes Gerät und trug der berühmten Firma Magirus wieder neue Lorbeeren ein" schrieb der Chronist hierzu nieder.