1960 - Ein neues Zeitalter war angebrochen: Bei den Aktiven gab nun ein neuer Kommandant den Ton an! Erstmals wurden Leistungsabzeichen abgelegt und die Ausstattung konnte um neue Fahrzeuge und viele weitere Gerätschaften erweitert werden.
Nach einer großen Fahnenweihe und dem 100jährigen Gründungsfest konnte auch das moderne Feuerwehrhaus seiner Bestimmung übergeben werden.

 

Das erste Leistungsabzeichen

Mit der Ernennung von Georg Mühlbauer zum Kreisbrandmeister ergab sich bei der Köschinger Feuerwehr auch ein Kommandanten-Wechsel: Thomas Huber rückte 1960 auf den "Chefsessel" nach.

Zu Beginn der 60er Jahre hielten die Leistungs- abzeichen Einzug in Bayern. Nachdem im August 1960 die erste Leistungsprüfung des Landkreises Ingol- stadt in Lenting stattfand, zogen auch die Köschinger Floriansjünger nach.

So luden Kreisbrandmeister Georg Mühlbauer und Kommandant Huber am 10. Mai 1961 zu einem "Appel" ins Schulhaus ein. Den 16 erschienenen Kameraden wurden die Bedingungen zur Abnahme des Abzeichens erläutert, worauf mit der Vorbereitung in den darauffolgenden Tagen begonnen wurde. Nach intensivem Training fand Ende Mai ´61 die Leistungsprüfung statt. Hierzu hatte Schriftführer Georg Braun folgendes in der Chronik niedergeschrieben:

"Am 27. Mai legten zwei Gruppen der Wehr die Prüfung für das Leistungsabzeichen für Stufe 1 ab. Als Schiedsrichter fungierten Kommandant Meier Lenting und Beckenbauer Ringsee. KBI Bauer, Vorstand Heidl und Ehrenkommandant Braun überwachten die Übung.

Seit Tagen bemühten sich 2 Gruppen der Wehr die nötigen Handgriffe in einer bestimmten Zeit auszuführen ohne dabei viele Fehler zu machen. Beide Gruppen haben die Prüfung unter Führung von KBM Mühlbauer und Kommandant Huber mit Erfolg bestanden.

Ein großer Erfolg, da der Großteil der Teilnehmer erst vor 4 Wochen der Wehr beitraten und überhaupt noch keinen Feuerwehrdienste geleistet hatten. Herr Bürgermeister Ferstl, der in Vertretung des 1. Bürgermeisters Dollinger der Prüfung beiwohnte, dankte den Teilnehmern für ihren Einsatz durch Genehmigung einer guten Brotzeit und dem nötigen Freibier."

Die Verleihung der Leistungsabzeichen fand nicht - wie heute üblich - direkt nach der eigentlichen Prüfung statt, sondern während einer kleinen Feierstunde am 26. August 1961. Bei dieser zeigte sich Vorstand Heidl erfreut, dass sich wieder viele junge Leute zum Dienst in der Wehr gemeldet hatten.

Kreisbrandinspektor Bauer aus Gaimersheim konnte nach einigen Dankesworten das Leistungsabzeichen in der Stufe 1 (Bronze) an folgende Kameraden überreichen: KBM Georg Mühlbauer, Kommandant Thomas Huber, Michael Zimmermann, Johann Licklederer, Eduard Rußwurm, Thomas Fichtner, Helmut Schmid, Ludwig Hafner, Horst Krebs, Martin Ampferl, Andreas Mösl, Josef Kastl, Johann Kastl, Johann Dimperl, Josef Hallermeier, Paul Lechermann, Franz Ernhofer und Helmut Hermann.

Ein Vermerk in der Chronik berichtete 1961 über einen Unfall mit der Schiebeleiter:

"Am 28. Juli verunglückte unser Kamerad Heinrich Paintner als er behilflich war, die große Leiter in das Feuerwehrgerätehaus zu verbringen und verlor dabei 2 Finger an seiner Hand."

 

Ein neues Löschfahrzeug für die Wehr

Ein "verfrühtes Weihnachtsgeschenk" erhielten die Floriansjünger am 21. Dezember 1963. Ein Vertreter der Firma Ziegler / Giengen konnte das neue Löschgruppenfahrzeug LF 16 offiziell an die Wehr übergeben. Dieses freudige Ereignis wurde natürlich von Schriftführer und Ehrenkommandant Georg Braun niedergeschrieben:

"Am 21. Dezember übergab Vertreter Schmid der Firma Ziegler das neue Löschgerät. Anwesend war auch Kreisbrandinspektor Bauer. Leider konnte Herr Bürgermeister Dollinger nicht anwesend sein, da er anderweitig verpflichtet war.
Die Übergabe hat längere Zeit beansprucht, als sonst üblich. Das neue Gerät war bereits seitens der Gemeinde zur Wasserlieferung eingesetzt und ist wegen des starken Frostes dann eingefroren, wobei es dann längere Zeit bedurfte, bis es aufgetaut war.

Kommandant Huber und Maschinist waren über die Kompliziertheit der Pumpe nicht recht erbaut und brachten auch dem Vertreter ihre Bedenken vor. Auch Vorstand Heidl sagte, daß die Handhabung des alten Gerätes viel einfacher war und das Einfrieren der Pumpe niemals vorgekommen sei.

Beim Abschied des Vertreters übergab er im Auftrag der Lieferfirma dem Kommandanten Huber 150 DM zur Stärkung der Vereinskasse. Auch hatte sich Huber eine neue Uniform für sich erhandelt.

Knapp drei Monate nach der Übergabe, fand die Weihe des neuen Löschfahrzeuges durch H.H. Pfarrer Berger statt. In Beisein von Mannschaft, Gemeinderäten und Kreisbrandinspektor Anton Bauer übergab Bürgermeister Karl Dollinger das neue Gerät in die Obhut der Wehr.
Das Gemeindeoberhaupt mahnte die Wehrmänner das Löschfahrzeug gewissenhaft zu pflegen und einsatzbereit zu halten und brachte den Wunsch zum Ausdruck, dass es selten bei Ernstfällen eingesetzt werden muss.
Im Anschluss an die Weihe und Übergabe fand die Generalversammlung im Saal des Gasthauses Heidl statt.

Zu einem Brand im Köschinger Rathaus mussten die Wehrmänner um Kommandant Huber am 27. November 1965 ausrücken. Über diesen Einsatz berichtet die Chronik in ausführlicher Form:

"Vormittags 8.30 Uhr erscholl die Sirene, da am Dachboden des Nebengebäudes am Rathaus ein Brand ausgebrochen war. Obwohl der Brand alsbald entdeckt und die Wehr schnellstens erschienen war, hat sich der fast unscheinbare Brand begünstigt durch heftigen Wind und kolosaler Rauchentwicklung im Stiegenhaus des Rathauses sehr gefährlich entwickelt.

8 Personen im 2. Stockwerk - meißt ältere Leute - mussten über Leitern ins Freie gebracht werden. Eine schwierige Aufgabe für den Kommandanten und seine Wehrmänner, die sie bestens gelöst haben - den Menschen retten geht vor allem.
Den übrigen Wehrmännern gelang es allbald, das Feuer selbst zum Erlöschen zu bringen, sodaß ein Großteil des Dachstuhles erhalten blieb. Die ebenfalls am Brandplatz erschienene Freiwillige Feuerwehr Ingolstadt brauchte zum Löschen nicht mehr eingreifen.

Die Männer der Wehr hatten gute Arbeit gemacht, zu der ihnen der ebenfalls am Brandplatz erschienene Kreisbrandinspektor Bauer seine Anerkennung ausdrückte.

Leider mußte man aber bei diesem Brand wie schon des öfteren wahrnehmen, daß die vielen Zuschauer die Arbeit der Feuerwehr erschweren und sogar einige glauben, zu den Anordnungen des Kommandanten dreinreden zu müßen, was nur Verwirrung schafft. Denen sei gesagt, daß am Brandplatz einzig und allein der Kommandant befiehlt, da er auch die volle Verantwortung trägt. Für sie wäre besser wegzubleiben, denn Feuer löschen muss gelernt sein.

Das Feuer selbst ist durch fahrläßige Lagerung durch Asche im Dachboden entstanden."

Das Feuer im Rathaus hatte eindrucksvoll gezeigt, wie notwendig Atemschutzgeräte bei einem Brand sind. Hierauf wurden drei Pressluftatmer mit den dazugehörigen Masken beschafft.
Mit dem Kauf eines sogenannten "Kommandantenwagens" 1966 sowie eines Schlauchtrockenschranks wurde die Ausrüstung der Köschinger Feuerwehr weiter verbessert.

 

Zwei Feste innerhalb von vier Jahren

Knapp 100 Jahre nach ihrer Gründung war die Freiwillige Feuerwehr gar nicht mehr aus dem gesellschaftlichen Leben im Markt wegzudenken. Neben ihrer eigentlichen Aufgabe, beteiligten sich die Feuerwehr- männer stets an den Festen der Pfarrei bzw. der Gemeinde.
Selbstverständlich zählten und zählen hierzu auch die Faschingszüge! So präsentierte sich die Wehr im Fasching 1967 mit einem eigenen Wagen unter dem Motto "Die Zukunft der Wehr sind die Madeln".

Ende der 60er bzw. Anfang der 70er Jahre veranstaltete die Köschinger Feuerwehr zwei große Feiern: Den Auftakt des "Feste-Marathons" bildete hier die Fahnenweihe in der Zeit vom 1. bis 2. Juli 1967.

Mit dem Kauf der neuen Vereinsfahne hatte sich die Feuerwehr dabei einen lang ersehnten Wunsch erfüllt!
Noch heute kann unsere Fahne als ein wahres Schmuckstück bezeichnet werden. So zeigt die Vorderseite - neben der Hauptbeschriftung - die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Auf der Rückseite wurde der Heilige Sankt Florian mit dem Leitspruch "Gott zur Ehr - Allen zur Wehr" integriert. Das Abbild des Schutzpatrons der Feuerwehren wurde dabei von Schulrektor Stöhr entworfen.


Erster Fahnenträger der Köschinger Feuerwehr war übrigens Thomas Fichtner. Im Jahre 1968 warf Vorsitzender Max Heidl seinen Hut in den Ring - zum Nachfolger wurde Max Mayer gewählt.

Nur vier Jahre nach diesem großen Fest, stand der Wehr bald die nächste Feier ins Haus: Das 100jährige Gründungsfest.

Im Rahmen dieses runden Geburtstages wurde auch das neue Gerätehaus an der Lindenstraße seiner Bestimmung über- geben. Die neue Unterkunft verfügte über zwei Stellplätze, einen Schulungs- und Aufenthaltsraum, zwei Nebenräume und die notwendigen Sanitäranlagen.

Längere Zeit musste die Wehr ihr Feuerwehrhaus jedoch "teilen". Aufgrund fehlenden Platzes in der Köschinger Volksschule, wurden im Aufenthaltsraum Unterrichtsstunden im "Schreibmaschineschreiben" abgehalten.

Das einstige ''Feuerlöschrequisitenhaus'' kurz vor seinem Abriss.     Das ''neue'' Gerätehaus an der Lindenstraße.

 

Die Leiter der städtischen Feuerwehr

Noch während den Vorbereitungen zum 100jährigen Gründungsfest, beschäftigte sich der Markt Kösching damit, seine Feuerwehr mit einer Drehleiter auszustatten. Hierzu wurde Kontakt mit der Stadt Ingolstadt aufgenommen. Am 28. Oktober erreichte Köschings Bürgermeister Karl Dollinger ein Schreiben aus der "Stod":

"Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Unter Bezugnahme auf Ihr oben bezeichnetes Schreiben teile ich Ihnen mit, daß die Stadt Ingolstadt bereit ist, dem Markt Kösching die ausgesonderte Drehleiter der Städtischen Feuerwehr zum Preise von 2 000,-- DM zu verkaufen.

Wegen des Abschlusses eines Kaufvertrages und der Übergabe der Kraftfahrzeugpapiere darf ich Sie bitten, gelegentlich bei der Stadtverwaltung, Referat II, vorzusprechen.

Hochachtungsvoll
Im Auftrag
Dr. Zängl"

Am 5. November 1970 konnte schließlich der Kaufvertrag zwischen der Stadt Ingolstadt und dem Markt Kösching geschlossen werden.
Bei der "Neuerwerbung" handelte es sich übrigens um eine sogenannte Drehleiter DL 22 mit einem Fahrgestell von Mercedes-Benz und einem Aufbau der Firma Magirus. Trotz Baujahr 1944 war das Fahrzeug noch sehr gut in Schuss!

 

"Wehr ohne Führungssorgen"

...mit dieser Schlagzeile titelte der Donaukurier am 28. März 1972 über die Generalversammlung der Köschinger Feuerwehr. Der Artikel führte dabei einige Zahlen auf, die mit denen der heutigen Zeit gar nicht mehr vergleichbar sind. Dies bezieht sich dabei nicht nur auf die Ausgaben für das Feuerlöschwesen! So waren die Tätigkeiten der Wehr mit fünf Einsätzen und sieben Übungen im Jahre ´71 recht überschaubar.

Zahlen hin oder her - die Feuerwehr Kösching zählte zu den am besten ausgestatteten Feuerwehren im Landkreis Ingolstadt. So verfügte man - neben einem Löschfahrzeug, der Drehleiter sowie einem Kommandowagen - über zahlreiche Sondergerätschaften wie Funkgeräte, Atemschutzausrüstung und "Schaumlöschgeräte". Im neuen Gerätehaus konnte alles zeitgemäß untergebracht werden.

Dass auch die "Chemie" innerhalb der Wehr stimmte, stellte der Zeitungsartikel im Absatz über die Kommandanten- Wahlen heraus:

"Die Neuwahl des Kommandanten ging sehr schnell über die Bühne. Der bisherige Kommandant Thomas Huber wurde mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt. Er ernannte wiederum Michael Zimmermann jun. zu seinem Stellvertreter."

In den Folgejahren ging es für die Freiwillige Feuerwehr stetig bergauf! Bereits 1974 konnte die erste Gruppe das Leistungsabzeichen in Gold ablegen.

 

Die "stille Alarmierung" hält Einzug

Da die einzige Sirene nicht mehr in allen Teilen Köschings wahrgenommen wurde, entschied man sich im August 1978 dafür, die "stille Alarmierung" einzuführen. Jeder Aktive wurde daraufhin mit einem sogenannten Funkmeldeempfänger der Firma Bosch ausgerüstet.
Von der Bevölkerung wurde diese Anschaffung dankend angenommen, da im Alarmfall auf das Heulen der Sirene verzichtet werden konnte.

Im selben Jahr gab es erneut einen Wechsel an der Vereinsspitze: Egidius Nunner wurde in der Generalversammlung ´78 zum neuen Vorsitzenden gewählt.