Bei dem Anhänger „Notstromaggregat“ handelt es sich um eine mobile Netzersatzanlage, die im Notfall bzw. bei einem längeren Ausfall des öffentlichen Stromversorgungsnetzes bestimmte elektrische Verbraucher oder Stromnetze weiterhin betreiben kann.
Hersteller: WA Notstromtechnik GmbH
Dieselmotor: Deutz AG, 262 kW
Generator: STAMFORD 250kVA / 200kW
Lichtmast: vollelektrisch, 4x 120 Watt LED Scheinwerfer
Baujahr: 2017
Indienststellung: 2017
Fahrgestell: Tandemanhänger mit Maulkupplung
Zulässiges Gesamtgewicht: 5.500 kg
Nach einer über zweijährigen Planungs- und Beschaffungsphase konnte die Marktgemeinde Kösching die mobile Netzersatzanlage auf Anhängerbasis Ende 2017 in Dienst stellen.
Die Notwendigkeit für die Anschaffung einer solchen Anlage war primär die Absicherung des Köschinger Trinkwassersystems. Tiefwasserpumpen (Brunnenpumpen) befördern hierbei das Grundwasser nach oben und füllen die Hochbehälter am Köschinger Weidhausberg. Von dort aus kann das Wasser dann, über das Leitungssystem, zu jedem Haushalt fließen. Wird in diesem System jedoch die Stromversorgung zu den Brunnen unterbrochen, können die Hochbehälter nicht weiter gefüllt werden und die Trinkwasserversorgung kommt zum Erliegen.
Seitens der Feuerwehr wurde zeitgleich, nach der Empfehlung des Landesfeuerwehrverbands, das Anliegen geäußert, eine Notstromversorgung für das Gerätehaus zu ermöglichen.
So erfolgte, in Abstimmung zwischen Feuerwehr, Bauverwaltung und dem Dienstleistungszentrum, die Planung eines Gesamtkonzepts, das sowohl als Rückfallebene für das Trinkwassersystem des Marktes und auch für die Belange der Feuerwehr (u.a. Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) dient.
Auf lokaler Ebene:
- Notstromversorgung des Trinkwasserbrunnens zur Befüllung des Hochbehälters der Marktgemeinde Kösching
- Einspeisung des Feuerwehrgerätehauses zur Beibehaltung der Funktion
- Versorgung großer Stromverbraucher an Einsatzstellen
Auf überörtlicher /überregionaler Ebene:
- Versorgung großer Stromverbraucher an Einsatzstellen
- Aufbau von Versorgungsnetzen bei Großschadenslagen oder im Katastrophenfall
Das Aggregat ist zusammen mit dem Gerätewagen GW-L2 und dem Rollcontainer „Strom &Licht“ in den Systemen der Integrierten Leitstelle Ingolstadt eingepflegt und kann im Bedarfsfall auch überörtlich angefordert werden.
Das Herzstück des Anhängers ist ein Deutz Verbrennungsmotor und der direkt angebaute Generator des Herstellers STAMFORD. Der Motor kann sowohl mit Diesel, als auch mit Heizöl betrieben werden und hat eine Nennleistung von 262,5 kW (352PS). Die Kraft wird direkt auf den angeflanschten Generator übertragen. Dieser wandelt die kinetische Energie in elektrische Energie um und stellt so 200kW elektrische Leistung (250kVA) zum Abgriff zur Verfügung. Durch die Einhausung in ein schalldämmendes Gehäuse dringt bei laufendem System nur ein vergleichsweise leises Geräusch nach außen.
Über das Bedienfeld kann das Aggregat im geerdeten und im nicht-geerdeten Betrieb mit Isolationswächter eingesetzt werden. So kann eine Notstromeinspeisung in das Feuerwehrgerätehaus Kösching, oder wenn technisch eine Einspeisung vorhanden ist, auch in andere Gebäude erfolgen. Das ermöglicht bei einem längeren oder sogar mehrtägigen Ausfall der Stromversorgung, die Beibehaltung der Funktionsfähigkeit der Feuerwache zum Schutz der Bevölkerung oder die Einrichtung einer Anlaufstelle für die Bevölkerung. Im IT-Betrieb ist es möglich, dass einzelne Geräte betrieben werden können. Ein Beispiel hierfür ist das Ausleuchten von großen Einsatzstellen. In der gesamten Einheit mit dem Gerätewagen Logistik GW-L2, dem Rollbehälter Strom/Licht und den darauf verlasteten Scheinwerfern „Setolite Aldebaran“ und „Powermoon“ kann eine Fläche von über 10.000m² ausgeleuchtet werden.
Auf dem Dach der Netzstromanlage ist ein Lichtmast mit ca. 50.000 Lumen Leuchtkraft angebracht. Dieser Lichtmast erreicht im vollständig ausgefahrenen Zustand eine Höhe von 6,50m. Die Steuerung ist vollelektrisch und erfolgt über ein Handbedienteil. Der Kopf kann um 410° gedreht, und die vier 120-Watt-LED-Scheinwerfer nach oben und unten geneigt werden, um die gewollte Ausleuchtung zu erreichen. Eine besondere Funktion ermöglicht den Einsatz des Lichtmastes als Notbeleuchtung: Ist der Anhänger beispielsweise bei einer Großveranstaltung zentral platziert und am öffentlichen Stromnetz angeschlossen, erkennt die Steuerung einen eintretenden Stromausfall. Zeitgleich schalten dann, versorgt von Starterbatterien, die Scheinwerfer ein und sorgen für eine Notbeleuchtung, während der Dieselmotor anläuft und den Generator startet. Innerhalb weniger Sekunden steht dann die volle Generatorleistung zur Verfügung und weitere angeschlossene Strahler werden versorgt.
An der Rückseite ist die Stromentnahme-Einheit zu sehen. Linker und rechter Hand des Schaltschranks befinden sich mehrere Steckdosen mit 230V und 400V in den Stromstärken 16A, 32A, 63A, 125A und ebenfalls ein Direktanschluss zur Abnahme der kompletten Leistung des Stromerzeugers. Ein weiterer Anschluss für ein Erdungskabel ist am Bedienfeld angebracht. Oberhalb des Schriftzugs befindet sich einer von drei 12V-LED-Strahlern zur Ausleuchtung des direkten Arbeitsumfelds um den Anhänger herum.
Unter der Stromentnahme-Einheit ist in einem großen Gerätefach Kabel- und Erdungsmaterial sowie weiteres Zubehör griffbereit gelagert. Dazu gehören drei Alukisten, in denen sich diverse Drehstromkabel mit „Kraftsteckern“ für verschiedene Stromstärken befinden.
Elektrowerkzeug und ein Messgerät für Messungen nach der VDE 0100 werden benötigt um aufgebaute Stromnetze freizugeben.
Im Korpus des Anhängers befindet sich neben Motor und Generator auch der Kraftstofftank mit einem Volumen von 360 Litern. Die Unterkonstruktion bildet eine Auffangwanne, zertifiziert nach dem Wasserhaushaltsgesetz, die bei möglichen Undichtigkeiten alle Betriebsflüssigkeiten auffängt, sodass auch ein Einsatz in Wasserschutzgebieten zulässig ist. Zusätzlich zum Eigentank steht eine mobile Tankstelle mit einem Fassungsvermögen von 430 Litern und einer elektrischen Zapfeinrichtung zur Verfügung, um autark arbeiten zu können.