Das moderne Hilfeleistungsfahrzeug ist im Gegensatz zu früheren Löschfahrzeugen ein echter „Allrounder“. Neben dem umfangreichem Equipment für die klassischen Aufgaben - also die Brandbekämpfung und die Technische Hilfeleistung - ist auch so manches „Spezialwerkzeug“ an Bord. Bei Einsätzen nutzen die Einsatzkräfte das HLF 20 nun als erstausrückendes Fahrzeug.
Das HLF 20 ersetzte im Mai 2019 das alte Löschfahrzeug LF 16/12 nach stolzen 30 Jahren im Einsatzdienst der Feuerwehr Kösching. Wie bei dem bereits vorhandenen HLF "Florian Kösching 40/1", welches 2011 in Dienst gestellt worden war, wurde der Aufbau von der Firma Magirus gefertigt. Das Fahrgestell wurde von Mercedes-Benz geliefert und ist mit einem Allison Automatikgetriebe ausgestattet.
Funkrufname: Florian Kösching 40/2
Fahrgestell: Mercedes-Benz 1630 AF 4x4
Aufbau: Magirus
Motorleistung: 299 PS
Sitzplätze: 1/8
Baujahr: 2018/19
Indienststellung: 2019
Die Kabine bietet Platz für eine Gruppe, also neun Feuerwehrkräfte. Vom Fahrersitz aus ist der Maschinist in der Lage, alle wichtigen Funktionen an einem Anzeigenpanel zu steuern und zu überwachen. Während der Einsatzfahrt kann das Martinhorn über einen Fußtaster betätigt werden, damit der Maschinist beide Hände am Lenkrad behält. Eine Rückfahrkamera und ein Navigationssystem sind ebenfalls verbaut.
Im Mannschaftsraum finden sieben Personen Platz, drei davon können sich bereits während der Fahrt mit Pressluftatmern als Dreiertrupp ausrüsten. Das zugehörige Equipment wie Atemschutzmasken, Handlampen, Handfunkgeräte und zwei Wärmebildkameras sind direkt neben den Sitzplätzen verlastet.
Neben Getränken und Trainingsanzügen sind unter den Sitzbänken auch ein AED, medizinischer Sauerstoff und die erweiterte persönliche Schutzausrüstung wie Schutzbrillen und ein leichter Chemiekalienschutzanzug (Form 2) verstaut.
Eine integrierte Standheizung wärmt die Mannschaftskabine bei niedgrigen Außentemperaturen.
Geräteraum 1
Bei der Beladung des neuen Fahrzeugs wurde darauf geachtet, die Ausrüstung sehr ähnlich zum bestehenden HLF, sowie nach Themen sortiert aufzubauen.
So ist im Geräteraum 1 das Material zur "klassischen" Technischen Hilfeleistung untergebracht. Nach dem Öffnen des Rollladens sind das Hydraulikaggregat mit Rettungsschere und Spreizgerät sowie mehrere Hydraulikzylinder (teilweise auch Teleskopzylinder) und weiteres Zubehör sofort griffbereit. Mit auf der schwenkbaren Wand finden außerdem ein Pedalschneider (kleine Hydraulikschere), ein Haligantool und ein Bolzenschneider Platz.
Alle Komponenten dieses Hydraulik-Systems sind bei der Feuerwehr Kösching von der Firma WeberRescue und daher auch mit dem Equipment auf dem anderen Fahrzeug kombinierbar. Hinter der schwenkbaren Materialwand ist das Stabpack- (vergleichbar mit Legobausteinen) sowie das Stabfastsystem zur Sicherung und Stabilisierung von Unfallfahrzeugen untergebracht. Des Weiteren sind hier das Felgenadapterset, Ölbindemittel, ein Glasmanagement- bzw. Verkehrsunfallkoffer, weiteres Formholz zum Unterbauen sowie Hebekissen verlastet.
Zur technischen Rettung von Personen, beispielsweise aus Unfallfahrzeugen oder anderen misslichen Lagen, befindet sich auf der linken Seite des Geräteraums ein Spineboard. Mit diesem "Rettungsbrett" und dementsprechendem Zubehör, können Patienten schonend und achsengerecht (z.B. bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen) gerettet, fixiert oder umgelagert werden.
Geräteraum 3
Die beiden hinteren Geräteräume auf der linken Seite widmen sich der Brandbekämpfung. Auf einem Geräteauszug mit einer um 360-Grad drehbaren Plattform befinden sich das Hydrofix (ein wiederbefüllbarer Schaumlöscher), ein CO2- sowie zwei Pulverlöscher und zwei weitere Atemschutzgeräte. Vier Atemluft-Wechselflaschen, die Zusatz- ausrüstung für einen zweiten Atemschutztrupp (Masken, Leinen, Handlampen, etc) und die Atemschutznotfalltasche sind dort ebenfalls verstaut.
Mithilfe der kleinen Stufenleiter, die an der rechten Wand verladen ist, kommt man beispielsweise an höhergelegene und versteckte Rauchmelder in abgehängten Zwischendecken öffentlicher Gebäude.
Geräteraum 5
Im Geräteraum 5 sind fünf B-Rollschläuche zur Wasserförderung verlastet. Das Zubehör zur Wasserentnahme mittels Saugleitung aus offenen Gewässern, bestehend aus einem Saugkorb und zugehörigem Schmutzschutz, Kupplungsschlüsseln sowie Arbeits- und Ventilleine, ist kompakt in einer Box gelagert. Die Atemschutztrupps können zur Brandbekämpfung auf eine Schlauchschnecke mit 30 Metern Länge, vier Schlauchtragekörbe mit je 45 Metern gekuppelten und in Buchten gelegten C-Schläuchen und einen Rauchschutzvorhang zurückgreifen. Ein Schnellangriffsverteiler mit bereits angekuppeltem B-Schlauch, mehrere Übergangsstücke, ein Druckbegrenzungsventil, Kugelhahn und Rückflussverhinderer sowie eine Notfallwanne sind außerdem hier verlastet.
Unterhalb der Schlauchtragekörbe kann eine Arbeitsplatte ausgezogen werden. Unten rechts im Bild sind die zwei Abgänge der Fahrzeugpumpe und ein Radkeil zu sehen.
Geräteraum 2
Im vorderen Geräteraum auf der rechten Fahrzeugseite befinden sich mehrere Licht- und Stromkomponenten. Der Stromerzeuger vom Typ "Eisemann Super Silent" liefert 9,5kVA elektrische Leistung. Mit zwei 50-Meter-Kabeltrommeln, 2 LED-Flutlichstrahlern und dem Lichtstativ können Einsatzstellen individuell ausgeleuchtet werden. Der tragbare Akku-Hochdrucklüfter ist rechts neben dem Stromerzeuger verstaut. Hier hat man sich dieses Mal bewusst für ein Akkugerät entschieden um einen noch breiteren Anwendungsbereich abzudecken und beispielsweise schnell und unkompliziert im Inneren eines verrauchten Gebäudes Lüftungsmaßnahmen einleiten zu können. Der Lüfter kann jedoch auch ganz klassisch mit einer 230V-Versorgung betrieben werden.
Eine Motorsäge, eine Rettungssäge und die zugehörige Schutzausrüstung sind ebenfalls im G2 verstaut. Des Weiteren finden drei Auffangmulden, die bewährten Büffelheber vom alten Löschfahrzeug und ein Winkelschleifer ihren Platz. Im oberen Bereich sind rechts neben dem Rettungsrucksack zwei "Schnellangriffstrommeln" - also je eine ausziehbare Leitung für Druckluft und Strom vorhanden.
Geräteraum 4
Neben klassischen Handwerkzeugen sind im Geräteraum 4 Elektrowerkzeug, Verbrauchsmaterial und ein Maschinenunfall-Set mit filigranem "Kleinwerkzeug" untergebracht. Außerdem sind ein elektrisches Multitool, Säbelsäge, Akkuschrauber und Akkuschlagschrauber verlastet. In einer Thermobox werden im Normalfall Getränke für die Einsatzkräfte vorgehalten. Bei Bedarf kann die Box im Heiz- und Kühlbetrieb betrieben werden. Darüber befinden sich ein Gully-Ei zum Abdichten des Kanalsystems, ein Benzinreservekanister für das Aggregat und Schlauchbrücken.
Geräteraum 6
Analog zum gegenüberliegenden Geräteraum 5 ist im G6 neben den Pumpenabgängen ein Schnellangriffsverteiler verlastet. Ebenfalls kann auf Hüfthöhe eine Arbeitsplatte ausgezogen werden. Darüber befindet sich ein in Buchten gelegter 30-Meter-Schnellangriffsschlauch, der die sperrige Schnellangriffshaspel aus dem alten Fahrzeug ersetzt. Ein Mittelschaumrohr, weitere C- und B-Hohlstrahlrohre sowie zwei Stützkrümmer erweitern die Löschausrüstung. Im oberen Bereich ist weiteres Zusatzequipment für die Feuerlöschkreiselpumpe verlastet.
Zum Auspumpen von vollgelaufenen Kellern wird ein Wassersauger mitgeführt. Am ausziehbaren Hygieneboard können die Einsatzkräfte sich und ihre Schutzausrüstung mit fließendem Wasser, Seife und Desinfektionsmittel sowie einer Waschbürste und einer Druckluftpistole reinigen.
Am Fahrzeugheck befindet sich der Pumpenbedienstand. Von hier aus kann der Maschinist die Löschwasserabgabe, die Schaumzumischung und den Lichtmast bedienen. Zur Kommunikation mit der Leitstelle steht ihm außerdem ein Bedienteil für den digitalen Fahrzeugfunk zur Verfügung. Hinter der Feuerlöschkreiselpumpe, die bis zu 3000 Liter Löschwasser pro Minute fördern kann, befinden sich ein 2000 Liter Wasser-, sowie ein 200 Liter Schaummitteltank. Über die Zumischanlage kann das Schaummittel mit individuellem Mischverhältnis direkt zugeführt werden. Pumpenbedienung und Schaumzumischung sind bei beiden Hilfeleistungslöschfahrzeugen gleich, was den Maschinisten die Bedienung erleichtert.
Eine Zusatzfunktion des neuen HLF ist der sogenannte "Pump and Roll Betrieb". Hierbei ist es möglich während dem langsamen Fahrbetrieb die Pumpe zu betreiben und Löschmaßnahmen vorzunehmen.
Auf dem Fahrzeugdach befinden sich die vierteilige Steckleiter und die ausziehbare dreiteile Schiebeleiter. Neben den Leitern sind jeweils auf der Außenseite zwei A-Saugschläuche verlastet.
Im linken Dachkasten befinden sich ein Kindernotfallrucksack, eine Schaufel- sowie eine Schleifkorbtrage mit entsprechendem Zubehör.
Der rechte Dachkasten beinhaltet mehrere Mist- und Dunggabeln, sowie Schaufel, Spaten, Besen und einen großen Einreißhaken. Außerdem werden hier Infektionsschutzanzüge, ein Hydroschild und ein Leiterbock vorgehalten.
Das Heck unseres neuen Hilfeleistungslöschfahrzeugs ist ein wahrer "Eyecatcher"! Neben der weiß-roten Reflektorbeklebung ist das Köschinger Marktwappen auf dem Geräterollo abgebildet. Darüber befinden sich eine Rückfahrkamera und sechs LED Felder, die als Heckwarneinrichtung dienen. Ein Lichtmast mit acht Strahlern leuchtet die Einsatzstelle bei Nacht taghell aus.
Links und rechts sind zwei Einmannhaspeln angehängt. Die linke Haspel ist mit sechs 20-Meter-B-Schläuchen, einem Standrohr und Hydrantenschlüsseln zur Wasserentnahme von Ober- und Unterflurhydranten, bestückt.
Die rechte Haspel dient der Verkehrsabsicherung. Die Haspel selbst besitzt eine aufklappbare Leucht-Warneinrichtung, die in einigem Abstand hinter dem Fahrzeug zur Absicherung aufgestellt werden kann. Weitere Pylonen, mehrere Verkehrswarnlichter sowie zwei große Faltdreiecke sind auf ihr verlastet.